Freitagmorgen, 8.10 Uhr am See
Seid ich an der Küste wohne, sind morgendliche Schwimmrunden im See für Bandscheibe, Rücken und Gemütszustand an der Tagesordnung.
Heute gab es ein ganz besonderes Spektakel für mich: Die Landung eines Schwans direkt und ganz unmittelbar vor meinen Augen - nur zwei oder drei Armlängen entfernt. Noch nie bin ich
einem Schwan in seinem Element so nah gewesen, es war einer dieser magicMoments - und das möchte ich mit euch teilen.
Zuerst hörte ich das Geräusch.
Das klang fast beinahe wie ein kleines Flugzeug oder eine dieser alten Propellermaschine aus den alten Filmen. Und dann sah ich ihn. Majestätisch mit seinem schneeweißen Gefieder, in einem
Affenzahn heran rauschend, teils hüpfend, teils gleitend und dann wieder springend quasi übers Wasser marschierend.
Die riesengroßen Schwingen ausgebreitet, gleichmäßig kraftvoll flügelschlagend in wilder Freude. Meine Ohren hörten das Geräusch, mein Körper fühlte im Wasser die Vibration, fühlte die
Flügelrotation. Gleichmäßig, kraftstrotzend, energetisch -und so voller Freude!
Ich fühlte die Freude dieses Wesens, ich konnte sie sehen, ich konnte sie fühlen - er schlitterte quasi juchzend über den See und hatte einen Heidenspaß dabei.
Dabei tauchte er mit den Rändern seiner Schwingen wieder und wieder ins Wasser, und so federte er bestimmt 100 Meter über den See - ich schaute ehrfurchtsvoll auf das Spektakel, starr
vor Staunen, fast ein wenig atemlos vom Zusehen und rief ihm nach Ende der Gleit-Schlidder-Partie spontan zu: "Woaaah! Das war Wahnsinn! Danke für diese Vorstellung! Danke!
Er sah mich an, eher interessiert als verwundert und schwamm dann im Eiltempo schnurstracks auf mich zu - da rutschte mir für Sekunden das Herz in die Hose.
Ich blieb dann einfach ganz ruhig im Wasser und schickte ihm dieses Gefühl meiner großen Freude, mitten auf dem Wasser Teil seiner Schönheit und seines Könnens gewesen zu sein.
Er verringerte sofort sein Tempo und ich wusste: wir beide sind verbunden über diesen besonderen Moment. Ich bin für ihn kein Angreifer in seinem Revier. Und so war es.
Er schwamm dann langsam und sehr ruhig in meine Nähe, verweilte kurz - wir beide bewegungslos im Wasser, für einige Sekunden - dann paddelte er ruhig weiter, nicht ohne sich ab und zu nach
mir umzusehen. Und in diesem Blick lag so viel Stolz und so viel Freude und auch so viel Verbundenheit. Ich sah ihm nach, sehr beseelt und glücklich über unsere Begegnung.
Etwas später ging ich an Land, trocknete mich ab und saß noch eine kleine Weile im Gras bei der alten Buche. Da schwamm er erneut ganz nah zu mir, ins seichte Gewässer. Er begann sich zu putzen.
Ruhe und Zeit für einen kleinen Talk ;)
Ich: „Warum putzt Du Dich so nah am Ufer?
Schwan: "Der Halt ist einfach besser!" Er vermittelte mir deutlich das Gefühl, man rutsche nicht ab und hätte mehr Grip.
Ich beobachtete, dass er zu Reinigung seines Gefieders immer wieder den Schnabel in Wasser tauchte und bei jeder dritten oder vierten Bewegung auch etwas Sand vom Boden des Sees mit aufnahm und
fragte:
Warum brauchst Du Sand für Dein Gefieder?"
Schwan: „Sand bringt alles heraus, was nicht hineingehört!"
Als Gefühl schickte er mir deutlich, das Wasser eben manchmal nicht ausreiche, um sich gründlich zu reinigen.
Ich schaute ihm noch eine kleine Weile zu, dann verabschiedeten wir uns und jeder ging seiner Wege. Bin noch immer ganz beseelt von dieser besonderen Begegnung.
Ich wünsche Euch an diesem Wochenende Zeit und Muße für diese besonderen Begegnungen - nicht nur mit Zweibeinern, sondern mit allem, was uns umgibt.
Wenn wir genau hinsehen, fühlen und uns einlassen, auf alles, was da ist - dann gibt es eine Menge dieser magischen Momente.
Liebe Grüße vom SchwanenSee ;)
Eure
Claudi
PS Danke Euch fürs lesen, mitfühlen, teilen. Wenn ihr mögt, lasst mir ein paar Zeilen hier - ich freue mich über jede einzelne, auch wenn ich sie nicht mehr alle beantworten kann. Ich lese sie alle!
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Sabine Windischbauer (Freitag, 17 Juli 2020 21:45)
...So schöööön,dein Erlebnis mit diesem majestätischen Schwan���❤�
Herzlichst
Sabine
Conny (Freitag, 17 Juli 2020 23:35)
So schön , und wenn wir uns auf die Gegenwart einlassen können , kann man so unendlich viele( und unbezahlbare) Momente erleben, sofern wir nett und respektvoll miteinander umgehen❤️
Vielen Dank für diese Begegnung André Du hast teilnehmen lassen❤️
Gisela Thielen (Samstag, 18 Juli 2020 00:14)
Innehalten und das Jetzt leben, dann gibt es verzauberte Momente, Wunderschön, so kann ein Tag beginnen und diese unbändige Freude darüber wirkt nach... welch kleine Dinge uns glücklich machen ❤️❤️
Danke Claudi
Bine (Samstag, 18 Juli 2020 09:22)
Wie schön liebe Claudi...�� So groß und kraftvoll. Ich genieße es auch immer die Vögel im Wald, am See, zu beobachten... Das muß ein Wahnsinns Gefühl gewesen sein. Das schöne an Deinen Texten ist immer... Man ist einfach mit dabei... Ich sehe Dich im Wasser mit dem Schwan... Ich höre Deine Stimme und man fühlt und spürt es einfach. Hab Dank für dieses mega tolle Erlebnis... Ich liebe Deine Geschichten...�� Die Natur ist traumhaft schön �......�
Fühl Dich ganz lieb gedrückt.
... und vielen lieben Dank
Liebe Grüße aus Neuberend
��� Bine